Durch die Förderung der Initiative Musik habe sie sich die Produktion leisten können, dazu auch Promotion und Musikvideos. „Das wäre sonst nicht möglich gewesen“. Sie spreche zwar Deutsch, aber sei oft ziemlich faul. „Dann zwinge ich alle meine Freunde, Englisch zu reden“, erklärt sie amüsiert. Mit ihren Texten fühle sie sich manchmal unsicher, „da ich ja keine Schriftstellerin bin und Englisch auch nicht meine Muttersprache ist. Deshalb treffe ich dann eine Freundin aus England und sie liest es auch noch einmal.“ Kammermusikalische Formstrukturen Eigentlich habe sie sich aus Spaß eine Ukulele gekauft, ein bisschen die Sounds darauf ausprobiert und dazu Musik geschrieben. „Mir gefällt, dass ich das Instrument nicht professionell spielen kann“, so Bogdanović, „denn so habe ich diese teilweise seltsamen und coolen Sounds entdeckt.“ Zuerst habe sie die Ukulele nur zum Komponieren gespielt, aber bei ihrem Auftritt in Bonn wird sie sich auch auf der Bühne damit begleiten. Zwischen kammermusikalischen Formstrukturen und elektronischen Soundschnipseln, spielerisch und ausdrucksvoll. Sera Kalo: Afrofuturistische Klanglandschaften Die afro-karibische Sängerin Sera Kalo wurde in den USA geboren und wuchs in Connecticut in einem karibischen Haushalt auf, in dem ihre Mutter Gospels und Motown Klassiker sang und ihr Vater seine Reggae- und Calypso-Schallplatten auflegte. In der Schule hörte sie Alternative Rock und Hip-Hop. Mit acht Jahren verliebte sie sich in die Musik von Mozart und Chopin und hatte den Wunsch, klassische Pianistin zu werden. Das änderte sich, als sie die Rapperin Monica Denise Arnold mit ihrer Cover-Version von Angel of Mine hörte und vor allem At Last, gesungen von der Jazzsängerin Etta James. Doch zuerst spielte Sera Kalo in verschiedenen Bands Alt- und Tenorsaxophon, Gitarre und klassisches Klavier. Inspiriert durch Carmen McRae, Sarah Vaughan und Nancy Wilson, aber auch Lauryn Hill und India Arie, zog sie nach New York und tauchte in den Jazz ein. Sie selbst, seit 2013 in Berlin lebend, nennt ihren heutigen Stil „Progressive Soul“ mit Jazzeinflüssen, aber auch inspiriert von weiteren musikalischen Genres und kammermusikalischen elektronischen Sounds. Zu hören ist dies auf ihren 2023 erschienenen Alben Serendipity und eXante. Letzteres nahm sie mit Mitgliedern des The String Orchestra und ihrem Septett auf und ließ es von dem Jazzbassisten Petter Eldh produzieren. Als afrofuturistische Klanglandschaft, unterstützt von der sich zwischen Neuer Musik und Performance bewegenden, visionären Schlagzeugerin Philo Tsoungui und der Cellistin Samira Aly. Stylecouncil – eine Bigband als Talentscout Das Bundesjazzorchester (BuJazzO) gilt als Talentschmiede des deutschen Nachwuchsjazz. 1987 als Jugendjazzorchester gegründet, präsentiert es Musiker*innen bis zum Höchstalter von 24 Jahren. Hier spielten einst Till Brönner, Roger Cicero, Michael Wollny oder Christian Lillinger in ihren Anfängen. Wie auch Mirna Bogdanović, die in diesem Jahr mit ihrer eigenen Formation beim Jazzfest Bonn zu hören ist. Unter der Leitung des 1978 geborenen Saxophonisten, Arrangeurs und Komponisten Niels Klein werden die jungen Musiker*innen sieben Stücke von Komponist*innen aufführen, die den vierten Nachwuchswettbewerb des Orchesters gewonnen haben. Im Bigband-Format wird dabei die stilistische Vielfalt des Jazz präsentiert, von Swing und Modern Jazz bis hin zu freieren Formen. < 29 28 Was war dein größtes Risiko, Fiona Grond ? Fiona Grond spielt mit ihrem Trio am 23. April im Volksbank-Haus Das eine große Risiko in meinem Leben oder meiner Musik gibt es, glaube ich, nicht. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass das Leben als Musiker*in konstant geprägt ist von gewissen Risiken. Angefangen alleine bei der Berufswahl – unzählige Stunden der Arbeit, des Übens und Probens, alles ohne Gewähr, irgendwann einmal nachhaltig von diesem Beruf leben zu können. Ohne Garantie, dass Menschen die eigene Kunst gutheißen und überhaupt hören wollen. Man steckt seine ganze Energie und Emotion in sein Werk, gibt vielleicht sein Persönlichstes und Innerstes preis und macht dies der ganzen Welt zugänglich. Immer im Bewusstsein des Risikos, damit auf Ablehnung zu stoßen. Und müssen wir nicht auch in unserer Kunst selbst Risiken eingehen, um uns weiterzuentwickeln und zu wachsen? Nicht nur als Künstler*innen, sondern auch, damit die Kunstform an sich wächst? Man denke an all die prägenden Persönlichkeiten der Kunst- und Musikgeschichte, die oftmals ein Risiko eingingen und erst einmal auf Ablehnung stießen, um dann später als richtungsweisend für ihre Zeit gefeiert zu werden (Strawinsky, Schönberg, Coltrane … um nur einige wenige musikalische Beispiele zu nennen). Dies versuche ich, sowohl im Leben als auch in der Musik, immer im Bewusstsein zu bewahren und mich im Zweifel nicht für den einfachen Weg, sondern für das Risiko zu entscheiden. BuJazzO tickets.lmb.lvr.de DIRK REINARTZ FOTOGRAFIEREN, WAS IST 16.05. – 15.09.24 In Zusammenarbeit mit: Dirk Reinartz: o.T., New York, 1974 © SLUB/Deutsche Fotothek/Dirk Reinartz COMING SOON 29
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