zettbe: das magazin zum jazzfest bonn 2025

17 Seine Instrumentalkollegin Hiromi Uehara hingegen wollte sich erst einmal von dem absetzen, was sie schon in Kindertagen mitbekommen hat, wobei auch sie schon früh mit Methoden unterrichtet wurde, die auf eine mentale Öffnung der Wahrnehmung zielten. Farben und Impressionen Hiromi Uehara stammt aus Hamamatsu, einer Hafenstadt in der Präfektur Shizuoka mit Tradition in moderner japanischer Musikkultur, zumindest was Unternehmen wie Yamaha, Roland und Kawai betrifft, die dort ihren Firmensitz haben. Weit über die Region bekannt ist die Stadt für ihre Musikhochschule, wo Hiromi ihre Ausbildung startete. Ihre Lehrerin Noriko Hikida arbeitete viel mit Farben auf den Notenblättern. So deutete sie ihrer Schülerin neben dem eigentlichen Text auch Möglichkeiten der Interpretation an, die darüber hinausreichten. „Spiel rot!“ konnte heißen, sich mit Leidenschaft in ein Stück zu werfen, „spiel blau!“ eher den dezenten Emotionen des Inneren zu folgen. Kein Wunder, dass es bei dieser Haltung zu Musik nicht bei Helden der Klassik bleiben sollte. Bald bekam die junge Pianistin auch Aufnahmen von Erroll Garner oder Oscar Peterson in die Hand gedrückt. Der Weg zum Jazz war vorgezeichnet. Als Hiromi 1999 nach Boston zog, um am Berklee College of Music zu studieren, eröffnete sich ihr zwar eine neue Welt, aber keine, die ihre bisherigen Erfahrungen über den Haufen warf. Dabei halfen ihr neben Leidenschaft und Disziplin auch eine besondere motorische Fähigkeit, Kraft in verblüffender Präzision auf das Instrument zu übertragen. Hiromi wurde zum Inbegriff des Powerplays, eine Virtuosin des Donnerklaviers. Die andere Seite Aber auch bei ihr war nach vielen Konzerten und Projekten mit Jazzkoryphäen von Chick Corea bis Stanley Clarke irgendwann der Punkt erreicht, wo sich ihr pianistisches System weiter öffnete, hin in Richtung eines Quartetts wie Sonicwonder. „Ich habe die Band im Frühjahr 2023 gegründet und für mich liegt die Besonderheit vor allem in der Kombination der Charaktere“, meint Hiromi. „Adam O’Farrill ist ein einzigartiger Trompeter, der sein Instrument mit Effekten und Pedalen anders als üblich klingen lässt. Das ergänzt sich sehr organisch zu den Keyboard-Sounds, die ich einsetze. Schon vom ersten Moment an passte die Chemie und sein Spiel klingt so unangestrengt, dass ich wusste, wir würden wie ein Gehirn zusammenspielen können. Letztlich gilt das ebenso für Hadrien Feraud und Gene Coye. Ich kannte sie aus anderen Bands, Gene zum Beispiel von Stanley Clarke. Er ist ein ungewöhnlich dynamischer Drummer, von sehr fein bis ungemein kraftvoll. Und schon lange bevor ich Sonicwonder gestartet habe, war mir klar, dass ich die elektronischen Seiten des Instruments und der Musik noch mehr erkunden wollte.“ Die Stärken der Elektronik Hiromis Faszination für die synthetischen Klänge und die damit zusammenhängenden Energien haben durchaus ähnliche Wurzeln wie Michael Wollnys Geister. Auch sie erforschte das Klavier als Instrument technisch und mit Blick auf die Jazztradition derart grundlegend, dass sie an Grenzen der musikalischen Darstellbarkeit stieß. Schneller, wilder, opulenter geht nicht mehr, aber klanglich und im Zusammenspiel der Individuen lässt sich noch vieles entdecken: „Ich schreibe inzwischen genau für meine Musiker. Ich kenne ihre Stärken, das ist für mich eine sehr angenehme Ausgangssituation. Aber eigentlich möchte ich gar kein Etikett auf das kleben, was ich mache. Ich mache meine Musik und halte mich nicht mit Gedanken darüber auf, ob ich etwas machen sollte oder nicht. Ich spiele Keyboard und wenn jemand das Fusion nennen will, ist es mir recht. Aber am Ende geht es mir vor allem um die Musik. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen, vor Publikum zu spielen und wieder etwas zurückzubekommen. Es ist der Grund, warum ich das alles mache.“ ‹ Wo und wie hörst du am liebsten Musik, James Carter? so 4 mai James Carter Organ Trio Haus der Geschichte My preference for listening to music of late has been at my workbench while repairing mine and other peoples’ horns! For me, it’s something about the fixing of an instrument knowing it’s going back into potentially making the music I’m listening to that sharpens the ears for nuances I haven’t heard in previous hearings of familiar recordings! Of course, THE ULTIMATE place to listen to music is on the bandstand with my musical personnel interacting and creating a vibe for the audience present to share that cultural communion along with us! Hiromi’s Sonicwonder Michael Wollny Trio

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