zettbe: das magazin zum jazzfest bonn 2025

Wie verbinden sich im Projekt Fümms Bö Brass Text und Musik? Die Komponistin Anke Lucks bietet dem Schwitters die Stirn: Sie interpretiert die Ursonate als musikalische Sonate, was Schwitters selbst bewusst vermeiden wollte. Daraus entsteht ein spannendes Wechselspiel: Musik und Text treten in ein Battle und ringen permanent um die Hoheit. Die Musiker improvisieren frei, reagieren auf den Text, und ich interagiere wiederum mit ihnen. Und natürlich kommt es zu einem furiosen Ende, wenn die Musiker und Musikerinnen Schwitters’ Idee, das Alphabet rückwärts vorzutragen und dabei immer wieder am letzten Buchstaben zu verzweifeln, ironisieren. Es macht unglaublich viel Spaß, Teil davon zu sein, und jede Aufführung ist einzigartig. Was raten Sie Menschen, die zum ersten Mal solch ein Konzert besuchen? Offenheit ist der Schlüssel. Man muss sich auf die Struktur und die Energie einlassen und vor allen Dingen bereit sein, Spaß damit zu haben. Wir haben das Projekt an den unterschiedlichsten Orten aufgeführt, von Berlin über Brooklyn bis nach Saudi-Arabien, und überall war das Publikum begeistert. Jazz braucht keine gemeinsame Sprache – er funktioniert universell, wenn man bereit ist, zuzuhören. Ist Zuhören eine Kunst? Absolut. Zuhören ist die Grundlage jeder Kommunikation. Es bedeutet, das Gegenüber wahrzunehmen, man kann es verstehen oder anders interpretieren. In einer Welt, in der oft der lauteste Schreihals oder dreisteste Lügner gewinnt, ist Zuhören auch ein solidarischer Akt. Denn wer redet, sich öffentlich artikuliert, zeigt die eigene Verletzlichkeit und fordert das Gegenüber zur Sensibilität auf. Zuhören bedeutet Respekt und Offenheit für die Perspektive der anderen. Und das ist nötig, denn Freiheit funktioniert nur, wenn man nach dem kategorischen Imperativ Kants verfährt, also dem Gegenüber genauso viel Spielraum zumisst, wie man ihn für sich selbst einfordert. ‹ Das Doppelkonzert im Haus der Geschichte findet im Rahmen der Ausstellung Nach Hitler. Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus statt. Vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg. Mit jeder Generation verändert sich, wie Menschen mit dieser Geschichte umgehen und wie sie darauf reagieren. Gesellschaft, Politik und Kultur beeinflussen das jeweilige Verhältnis zur nationalsozialistischen Vergangenheit. In der Ausstellung beleuchtet das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland diese unterschiedlichen Blicke der Generationen auf die nationalsozialistische Herrschaft. Am 4. Mai ist die Ausstellung bis 19 Uhr geöffnet. Gäste des Jazzfest-BonnDoppelkonzerts können die Ausstellung vor Konzertbeginn besuchen. Vor dem Konzert ins Museum! 21 Wo und wie hörst du am liebsten Musik, Sarah Chaksad? sa 24 mai Sarah Chaksad Large Ensemble Telekom Forum Nichts kommt dem Erlebnis gleich, Musik in ihrer lebendigsten Form zu erleben – live. Jedes Konzert ist für mich ein einzigartiger Moment, der in einem bestimmten Raum und zu einer besonderen Zeit stattfindet. Die Energie, die zwischen den Künstler*innen und mir als Teil des Publikums pulsiert, kreiert eine Atmosphäre voller Geschichten und Emotionen. Es ist die unmittelbare Kraft der Live-Musik, die mich inspiriert und berührt. Diese besondere Magie ist für mich einzigartig und unvergleichlich. So höre ich Musik am liebsten. Podiumsgespräch vor dem Konzert: Diskurs der Zumutungen – mit Jazz, Dada und moderner Kunst den (Un-)Sinn der Welt erfassen. Mit Dr. Bert Noglik, Jörg Herold, Prof. Karen van den Berg, Götz Lehmann, Begrüßung durch Thomas Krüger und Peter Materna. 4. Mai, 15 Uhr, bpb-Medienzentrum, Adenauerallee 86, 53113 Bonn (gegenüber Haus der Geschichte). Eintritt frei, Voranmeldung erforderlich, Infos unter www.bpb.de/veranstaltungen.

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