25 Wo und wie hörst du am liebsten Musik, Paolo Fresu? fr 2 mai Paolo Fresu & Richard Galliano Bonner Münster My favourite place to listen to music does not exist. My favourite place is the place where I feel good at that moment and that can be in one of my houses, in a plane, on a crossing or in a forest. Or in a theatre ... My favourite place is the one that welcomes you at that moment and makes you welcome the music you love. Because music has to be welcomed lovingly, and it has to be accommodated in the right way; in the mind and in the heart. Wie beispielsweise bei Operationen, die in Teilnarkose durchgeführt werden. Hier kann musikgeleitete Resonanzatmung zum Einsatz kommen. Das ist eine besondere Atemtechnik, die von Musik begleitet wird. ZUHÖREN ODER SELBST MUSIZIEREN? Musik kann viele Formen annehmen und wir erleben sie auf verschiedenste Weise. Lieder hören, allein oder mit Freunden, im Club oder auf einem Konzert, mitklatschen, mitsingen, selbst singen, selbst allein oder gemeinsam musizieren – die Möglichkeiten sind endlos. Haben diese verschiedenen Arten, sich mit Musik zu beschäftigen, einen Einfluss auf ihre Wirkung? Natürlich werden weitere Gehirnregionen benötigt, wenn wir uns zusätzlich zum Hören auch bewegen. Wir brauchen Koordination, um zu klatschen, und kognitive Fähigkeiten, um mit den Menschen um uns herum zu interagieren. Aber einmal auf die drei Grundfunktionen von Musik heruntergebrochen: Funktionieren diese besser, wenn wir aktiv Musik machen? Oder reicht das Zuhören für die Emotionsregulation, die soziale Verbindung und das Ich-Gefühl aus? „Es gibt praktisch keinen Unterschied“, sagt Gunter Kreutz. „Wenn ich ein Musikstück anhöre, vollziehe ich die Interpretation und die Komposition aktiv mit.“ Er sieht in einem Lied ein musikalisches Verhalten mit verschiedenen Akteuren, bei dem es auf jede einzelne Person ankommt, auch die Zuhörer. Letztendlich bedeutet das: Solange wir uns auf die Musik einlassen und sie aufmerksam anhören, hat das ähnliche Wirkungen wie selbst ein Instrument zu spielen oder zu singen. VON MÖGLICHEN SCHATTENSEITEN ... Erforscht werden allerdings nicht nur die positiven Effekte. Tatsächlich kann Musik auch schädlich sein. Etwa, wenn Menschen mit Depressionen nicht aus einer Spirale von traurigen Liedern finden oder Gefühle durch aggressive Songs hochgepuscht werden. Teils werden Musikstücke zur Manipulation genutzt, oder sogar als Foltermethode eingesetzt. Die Wissenschaft ist bei vielen dieser Aspekte nicht eindeutig. So argumentieren manche Forschende, dass aggressive Musik nicht unbedingt die Emotionen hochkochen lassen muss. Im Gegenteil könnte sie Menschen sogar ein Ventil für ihre Wut bieten. Und ob traurige Lieder wirklich eine Depression verstärken oder depressive Menschen eher melancholische Klänge anhören, lässt sich schwer trennen. Susanne Metzner betont in diesem Zusammenhang, dass die Musik selbst nicht das Problem ist: „Es geht immer darum, auf welche Art sie eingesetzt wird – man kann auch mit einem guten Medikament Schaden anrichten.“ ... ZU DEN VORTEILEN FÜR DIE GANZE GESELLSCHAFT In den meisten Fällen hat Musik keine negativen Nebenwirkungen und eignet sich für gesunde Leute und für Menschen mit einer Erkrankung als positiver Einfluss. Vor allem ist sie immer und überall erreichbar, sei es als Song im Radio oder als selbst geträllertes Lied. Gunter Kreutz wundert sich nicht, dass ausgerechnet jetzt das Interesse an der Musikkultur besonders aufflammt: „Wir haben multiple Krisen und suchen darin ein Heilsversprechen.“ Dass Musik auch in solchen Momenten hilfreich ist und Menschen sich durch sie besser fühlen, ist für ihn keine Frage. Kritisch sieht er jedoch die mangelnde Förderung der Musik gerade bei jungen Menschen, in Kindergärten, Grundschulen und manchen Familien. Denn es sei nicht so, dass man einfach irgendwann einen Schalter umlege, nach dem Motto ‚Ich singe los und schon geht es mir gut‘. Auch das Bewusstsein für Musik muss erlernt werden. „Es ist eine Generationenaufgabe, allen Menschen angemessenen Zugang zur Musik und vor allem zu gemeinsamem Singen und Musizieren zu verschaffen.“ ‹
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Nzg=