41 Oft steht es nicht so im Rampenlicht des Jazz wie etwa Klavier oder Saxophon. Aber das Akkordeon ist bereits seit den Anfängen des Swing Teil der Jazzgeschichte. Bis heute wird das manchmal noch übersehen, was damit zu tun haben mag, dass das Akkordeon lange Zeit vor allem als ein folkloristisches Musikinstrument galt, an dem etwa zum (Volks-)Tanz aufgespielt wurde. Insbesondere zwei unvergessene US-Pioniere brachten ab den 1930er-Jahren den frühen Jazz und das Akkordeon zusammen: Art van Damme und Frank Marocco. Dass etwa zeitgleich mit der Swing Ära der europäische Akkordeonbau eine Hochphase hatte und unzählige dieser Musikinstrumente von Auswanderern in die USA mitgebracht wurden, tat dazu sein Übriges. Akkordeon-Pioniere der Swing Ära Art van Damme stammte aus dem winzigen Norway im US-Bundesstaat Michigan. Er kam 1920 zur Welt, lernte als Neunjähriger zunächst klassisches Akkordeon und spielte schon früh öffentliche Auftritte. Als 14-Jähriger zog er mit seiner Familie nach Chicago. Den Swing entdeckte er durch die Alben von Benny Goodman und seiner Bigband, dessen Klarinettenstil als Modell für sein eigenes Akkordeonspiel gilt. Die luftige, leichte, oft heitere und beschwingte Spielweise van Dammes spricht dafür. In einem ersten Trio mit Bass und Gitarre musizierte er sich Ende der 1930er-Jahre über die Bühnen ganz Chicagos. Als 21-Jähriger ging er mit der Bigband von Ben Bernie auf Tour. Ein Mann, ein Akkordeon, zeitlose Standards und rasant improvisierte Parts, van Damme kultivierte das Solokonzert damit bereits Anfang der 1940erJahre. Darüber hinaus tourte er mit seinem bekannten Quintett und spielte mit Ikonen wie Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie und Buddy DeFranco, arbeitete für Radio und Fernsehen und veröffentlichte unzählige Alben. Die Zeitschrift DownBeat wählte ihn nicht ohne Grund über zehn Jahre lang zum besten Jazzakkordeonisten seiner Zeit. Er trat bis ins hohe Alter auf, bevor er 2010 verstarb. Frank Marocco kam 1931 in Joliet im USBundesstaat Illinois nahe Chicago zur Welt und lernte als Siebenjähriger klassisches Akkordeon, probierte sich allerdings bald an weiteren Musikstilen. Der erste Platz bei einem Musikwettbewerb brachte ihm als 17-Jährigen einen Auftritt als Solist mit dem Chicago Pops Orchestra ein. Ähnlich wie van Damme formierte er in den 1940ern ein erstes Trio. Er war für findige Interpretationen zahlreicher Jazzstandards bekannt, komponierte aber auch selbst. Stücke wie Night in Morocco, Autumn in Paris und F Minor Blues werden bis heute gespielt. Als junger Mann ging er nach Los Angeles und erschloss dort für das Jazzakkordeon eine ganz neue Ebene: die Filmmusik. Er ist in unzähligen Filmen zu hören. Quincy Jones, Hans Zimmer und John Williams sind nur einige der Komponisten, die Marocco für Soundtracks ins Studio holten. In seiner Karriere als Konzertmusiker arbeitete er mit etablierten Jazzern wie Ray Brown, Herb Ellis und Zoot Sims. Im italienischen Vicenza erhielt er im Jahr 2000 einen Platz in der Accordion Hall of Fame, 2006 ehrte ihn die American Accordionists’ Association mit einem Lifetime Achievement Award. Im Jahr 2012 verstarb Frank Marocco. Van Damme und Marocco stellten durch ihre jahrzehntelange Karriere, zahllose Konzerte und Tondokumente eine vorher ungekannte Reichweite für das Jazzakkordeon her. In Europa zählt Maroccos italienischer Zeitgenosse Gianni Coscia zu den frühesten Jazzakkordeonisten. Er integrierte als einer der Ersten italienische Lieder und Jazz, hinzu kamen weitere stilistische Einflüsse wie Klezmer und Tango. Mit dem Klarinettisten Gianluigi Trovesi formierte Coscia ein über Jahrzehnte etabliertes Duo, mit dem sie zahlreiche Alben veröffentlichten. Van Damme, Marocco, Coscia, der Bandoneon-Virtuose Astor Piazzolla und einige ihrer Zeitgenossen wurden Idole für Jazzakkordeonisten in Europa, die bald immer mehr eigene Wege einschlugen. Jazz und New Musette: Richard Galliano In Frankreich begann um 1970 der damals 20-jährige Richard Galliano seine Karriere. Frühe Vorbilder waren sein Vater Lucien, Landsmann Marcel Azzola und der Belgier Gus Viseur. Ausgehend vom klassischen Akkordeon wandte sich Galliano dem Jazz zu, integrierte andererseits die traditionelle Musettekultur seiner Heimat und den Tango. Hatte Astor Piazzolla durch Ergänzung weiterer Stileinflüsse den Tango Nuevo auf die Bühne gebracht, erweiterte Galliano auf dessen Anregung die französische Musette durch Integration von Jazzelementen zur New Musette. Selbst van Damme und Marocco begegnete Galliano persönlich, es entstanden Musikerfreundschaften. Wie nur wenigen gelang es ihm, dem Jazzakkordeon über die Jahre große Bühnen zu erschließen. Kompositionen wie French Touch, La Valse à Margaux oder Tango pour Claude erreichten enorme Bekanntheit. Dass insbesondere Chanson und Musette damals schon fest in der französischen Akkordeonkultur verankert waren, bot ihm wichtige Anknüpfungspunkte. Galliano erweiterte die Möglich- › Wo und wie hörst du am liebsten Musik, Marie Kruttli? I really listen to music all the time. Sometimes, it is even a bit scary how I live my life mostly with my headphones on. I would say though that I really enjoy listening to music when I take a bath. It’s a special environment. Also, when I take the train or a plane, I always listen to music – usually to something soothing that puts me to sleep. There is a different context to what I hear. I often divide music into three distinct categories: 1. Music as entertainment that gives you motivation and drive, that makes you want to live life to the fullest. This can include sad and nostalgic music. 2. Music for your soul, something more introspective that brings you to a deeper place inside of you. It can open doors and help to question and reflect yourself. 3. Music that stimulates, excites and challenges you. This one is important to push yourself towards the next creative cycle. For me, the human being needs all of these three types. mi 21 mai Marie Kruttli Trio LVR-LandesMuseum
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